Verkehr und Klima
Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist Verkehr für die Mehrheit der Bevölkerung eine Notwendigkeit, um unterschiedliche Orte zu erreichen, an denen sie Aktivitäten durchführen wollen. Einerseits steigt aufgrund der anhaltenden räumlichen Trennung dieser Aktivitäten-Orte der Verkehrsaufwand. Andererseits hat der rasante Anstieg des privaten Autobesitzes dazu geführt, dass sich die zurückgelegten Entfernungen noch einmal deutlich erhöht haben. Damit hat der Motorisierte Individualverkehr (MIV) gleichzeitig eine dominante Rolle sowohl im täglichen Personenverkehr als auch in der Verkehrsplanung erlangt.
In der Folge stieg die Motorisierung sprunghaft und damit die verbundenen Kosten für Ausbau und Instandhaltung der notwendigen Infrastruktur ebenso, während der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), aber auch der Rad- und Fußverkehr an Zuspruch verloren und vernachlässigt wurden.
Die sichtbar gewordenen Auswirkungen dieser Entwicklung auf Umwelt, Klima, Raumstruktur und Gesundheit führen etwa seit der Jahrtausendwende zu einem ersten Umdenken und mancherorts bereits zu einem Umlenken. In der Verkehrswissenschaft ist man sich weitestgehend einig, dass der vom MIV getragene Personenverkehr für einen bedeutenden Anteil der Umwelt- und Klimabelastung verantwortlich ist. Als wesentlicher Faktor für die überproportional große Nutzung des MIV und den daraus resultierenden großen Anteil am Modal Split wird der Fahrzeugbesitz gesehen.
Als Ziel einer umsichtigen Verkehrs- und Raumplanung sollte die Sicherung der Mobilität bei gleichzeitigem Abbau der Verkehrsintensität gelten. Als Leitbild dient dabei eine umwelt- und klimaschonende, an Nachhaltigkeitsidealen ausgerichtete Verkehrspolitik. Diese beinhaltet neben der Vermeidung unnötigen Verkehrs (bspw. durch Förderung verkehrsarmer Siedlungsstrukturen) die Verlagerung des MIV auf die Verkehrsmittel des Umweltverbundes (ÖPNV, Rad, Fuß, Carsharing, Mitfahren), wobei der ÖPNV die tragende Säule ist.
In großstädtischen Gebieten hat es der ÖPNV aufgrund der baulichen und der Bevölkerungsstruktur vergleichbar einfach, ein zeitlich und räumlich attraktives Angebot vorzuhalten. Deshalb nutzen ihn hier auch verhältnismäßig viele Personen. Gleichzeitig führt das eingeschränkte Platzangebot dazu, dass der Autobesitz und in dessen Folge der Anteil des MIV am Modal Split deutlich geringer sind als im bundesdeutschen Durchschnitt.